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Die Münchner Lach- und Schießgesellschaft macht Ernst und gründet den Zentralrat des deutschen Humors

Die Gesellschaft ist gespalten − in Leugner und Befürworter, in Empörte und Sedierte, in geistig Verarmte und prekäre Intellektuelle, in Unvernünftige und Vernünftige, auch in humorbegabte Hedonisten und moralinsaure Mahner.

Zeit für eine Diagnose! In Zusammenarbeit mit dem Forum Humor und komische Kunst e.V. und der Ludwig-Maximilians-Universität München werden wir den Zustand des deutschen Humors und seine aktuellen Erscheinungen beschreiben und untersuchen.

Theorie und Praxis treffen also bei dieser Zusammenkunft von Humorexperten aufeinander und erstellen gemeinsam ein Bild zu aktuellen Humorphänomen.
Dieses Bild bündelt der Zentralrat des deutschen Humors in verschiedenen Publikationen online und als Buchreihe. Herausgeber ist die Münchner Lach-und Schießgesellschaft.

Der Zentralrat des deutschen Humors tritt einmal im Jahr in München zusammen, um den allgemeinen Zustand des Humors zu untersuchen, natürlich auch mit Blick in andere Länder. Kooperationspartner ist die Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU).
Am 25. und 26.11.2022 findet das Symposium erstmals statt. Die Zusammensetzung des Zentralrats des deutschen Humors hängt jeweils von den Themen der Tagung ab.
Jedes Jahr behandelt das Symposium einen anderen Schwerpunkt. Zum Beispiel: Humor und Politik, Humor und Glauben, Humor und Wirtschaft, Humor und Umwelt, Humor und Gender etc.

Die Mitglieder werden jeweils für die Dauer des Symposiums berufen. Federführend ist die Münchner Lach- und Schießgesellschaft. Die Initiative liegt bei Bruno Jonas. Die wissenschaftliche Leitung übernehmen Prof. Dr. Friedrich Vollhardt und Rebecca Thoss. Künstler, Journalistinnen, Kolumnisten, Poetry-Slammer, Lyriker und Kabarettistinnen aus allen medialen Bereichen und Gattungen referieren aus ihrer Humorpraxis.

Die Vollversammlung, an der auch Studenten und Besucher teilnehmen können, trifft sich im Auditorium Maximum. Die Praktiker schlagen auf. Den Return liefern Theoretiker aus allen geisteswissenschaftlichen Richtungen, Philosophinnen, Germanisten, Anglisten, Romanisten, Psychologinnen, Historiker etc. Sie ordnen die Humorphänomene ein und stellen sie in einen größeren Zusammenhang. Die Jurisprudenz wird zu Fragen der strafrechtlichen Relevanz mehr oder weniger humorvoller Äußerungen ebenfalls zu ihrem Recht kommen.

So gestaltet sich das Symposium:

Kabarettistinnen, Schriftsteller, Kolumnisten, Schauspieler, Regisseurinnen, Musiker, Maler, Künstler aller ästhetischen Ausdrucksformen, Professorinnen und andere Humorexperten wollen die wichtigsten Fragen klären:

  • Darf die angekündigte „Transformation der Gesellschaft“ humorvoll begleitet werden?
  • Kann der deutsche Humor eine Vorreiterrolle für die Völkergemeinschaft übernehmen?
  • Ist ein freies Lachen, oder gar ein unkontrolliertes Losprusten, noch zeitgemäß angesichts der globalen Vernetzung im digitalen Anthropozän
  • Humor ist bekanntlich, wenn man trotzdem lacht. Gibt es zu wenig Trotz im Land? Oder ist der Trotz zum spaßfreien Selbstzweck verkommen?
  • Gehört das Recht auf selbstbestimmten Humor ins Grundgesetz?
  • Warum lacht der Andersdenkende nicht, wenn er vom anders Andersdenkenden aus der Gemeinschaft der Rechtgläubigen ausgeschlossen wird?
  • Brauchen wir mehr geistige Solardächer, die der Wind des Humors umpfeift?
  • Sollte es neben SPD und Grünen noch weitere humorfreie Zonen geben?
  • Warum darf Satire nicht alles, wenn sie doch alles darf?

All dem gehen wir in Theorie und Praxis nach – wissenschaftlich fundiert und individuell. Die Künstler schlagen auf, die Wissenschaftler retournieren.

Dazu berufen wir den Zentralrat des deutschen Humors™ ein!

Wann: Das Humorsymposion tagt jährlich in München, erstmals 25.-27.11.22. (In die nächste Runde geht es am 13.-15.10.2023.)

Wo: LMU München (Große Aula am 25.11.22, AudiMax am 26.11.22), Lach und Schießgesellschaft (abends, sowie am 27.11.22).

Wer: Die Lach und Schieß (Initiatorin und Veranstalterin), Forum Humor und LMU München (Kooperationspartner).

Das Humorsymposion: 25.-26. November 2022

FREITAG 25. NOVEMBER / GROSSE AULA

ERÖFFNUNG

Bruno Jonas und Friedrich Vollhardt

❚  Freitag 25.11., 13:00-13:30, Große Aula (E 120)

LITERATUR

Bruno Jonas und Prof. Dr. Jörg Schönert

❚  Freitag 25.11., 13:30-15:00, Große Aula (E 120)

“Die Satire darf alles.” So fasste es einmal der Journalist und Schriftsteller Kurt Tucholsky zusammen – ob er damit Recht hatte? Dagegen spricht zumindest, dass u. a. auf Social Media Plattformen und in der gedruckten Presse heftige Reaktionen auf satirische Aussagen und Programme von Künstlerinnen und Künstler folgen. Umgekehrt gibt es auch Kunstschaffende, die nach einem sogenannten “shitstorm” auf die Satire verweisen und sich auf Tucholskys Satz berufen.

Festzuhalten ist zumindest, dass die Satire ein unverzichtbarer Bestandteil im breiten Spektrum des Humors ist. Satire ist humorvoll, muss es aber nicht zwangsläufig sein. Vielleicht könnte die Definition der Satire auch lauten: Satire kann alles, darf es aber nicht?! Dem Phänomen der Satire wollen sich der Kabarettist Bruno Jonas und der Germanist Prof. Dr. Jörg Schönert, der als Satire-Spezialist zählen darf, annähern.

Moderation: Anna Axtner-Borsutzky

Nach eigenen Worten wuchs Bruno Jonas „zweisprachig“ auf, da beide, sein Vater als ostpreußischer Vertriebener wie auch seine niederbayerische Mutter die Umgangssprache im Elternhaus prägten, was seine Mitschüler öfters zu dem Ausspruch „Jetzt preisselt er wieder“ veranlasste. Seine Eltern betrieben in Passau eine Metzgerei, in der Bruno Jonas als Kind und Jugendlicher gelegentlich in der Schlachterei, Wurstmacherei und im Verkauf aushalf. Er besuchte das Passauer Adalbert-Stifter-Gymnasium. Nach dem Zivildienst studierte er Germanistik, Politologie und Philosophie an der Ludwig-Maximilians-Universität München.

Prof. Dr. Jörg Schönert studierte Germanistik und Anglistik in München, Reading und Zürich. Die Qualifikationsschriften zur Promotion im Jahr 1968 und zur Habilitation im Jahr 1977 beschäftigten sich mit dem satirischen Erzählen im 18. Jahrhundert. Anschließend lehrte er als Privatdozent an den Universitäten München und Heidelberg, von 1980 bis 1983 als Professor an der RWTH Aachen, ab 1983 dann am Institut für Germanistik der Universität Hamburg.

KUNST

Gereser & Lenz und Prof. Dr. Jürgen Müller

❚  Freitag 25.11., 15:30-17:00, Große Aula (E 120)

“Je suis Charlie.” Der Slogan entstand im Jahr 2015 als Solidaritätsbekundung gegenüber der französischen Satirezeitschrift ‘Charlie Hebdo’ nach einem islamistisch motivierten Anschlag auf die Redaktionsräume in Paris. Vor allem die Karikaturen der Zeitschrift sind häufig diskutiert worden – auch außerhalb von Frankreich. Dabei sollen Karikaturen unbequem sein – zum Lachen und Nachdenken anregen.

Humoristisch-kritische Kunst existiert jedoch nicht erst seit dem 21. Jahrhundert. Wie Prof. Dr. Jürgen Müller (TU Dresden) zeigen wird, sind satirische Inhalte schon in der Malerei des 17. Jahrhunderts zu finden. Wie Humor in der bildenden Kunst funktioniert, zeigt er gemeinsam mit dem Karikaturistenduo Greser & Lenz.

Moderation: Ulrich Pfisterer

Ihre gemeinsame Neigung zur Tradition der Neuen Frankfurter Schule bewog sie dazu, während des Grafikstudiums in Würzburg gemeinsame Zeichnungen anzufertigen. Seit 1986 bzw. 1988 arbeiten sie als feste Redaktionsmitglieder beim Satiremagazin Titanic, unter anderem schufen sie die Figur des Genschman. Für die Frankfurter Allgemeine Zeitung zeichnen sie regelmäßig seit 1996, für die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung seit deren Bestehen, aber sie sind auch in der linken Tageszeitung junge Welt anzutreffen. Ihr Motto lautet: Jeder Krieg hat seine Opfer, das gleiche gilt für den guten Witz. Mit ihrer Karikatur Üzrüms Alpenglück sorgten sie 2014 für einen diplomatischen Eklat mit der Türkei. 2021 wurde in der Ausstellung Ein Vierteljahrhundert Witze für Deutschland im Caricatura Museum ihre bundesrepublikanische Geschichte von unten gezeigt – angefangen bei der Kanzlerkandidatur von Edmund Stoiber und Hochwasser über den Afghanistankrieg und Nahostkonflikt bis hin zu Donald Trump und AfD.

Jürgen Müller studierte Kunstgeschichte, Germanistik und Philosophie an den Universitäten von Bochum, Münster, Pisa, Paris und Amsterdam. Er wurde mit einer Arbeit zu Karel van Manders Kunsttheorie im „Schilder-Boeck“ 1991 an der Universität Bochum promoviert. Seine Habilitation erfolgte 2002 an der Universität Kassel mit einer Studie zu Pieter Bruegel d. Ä. Von 1991 bis 1999 war er Assistent am Kunstgeschichtlichen Seminar der Universität Hamburg. Seit 2002 ist er Inhaber der Professur für Mittlere und Neuere Kunstgeschichte an der Technischen Universität Dresden. Zudem hat er zahlreiche Ausstellungen kuratiert und ist regelmäßiger Autor überregionaler, deutschsprachiger Zeitungen. Im Jahr 2006/07 war er Rudolf-Wittkower-Professor an der Bibliotheca Hertziana. Darüber hinaus erhielt er Einladungen als Fellow und Senior Fellow an das Clark Art Institute, an die EHESS in Paris, an das IKKM in Weimar, das Niki in Florenz und das Alfried-Krupp-Wissenschaftskolleg in Greifswald. Müller ist Mitglied im Verband deutscher Kunsthistoriker sowie seit 2018 Ordentliches Mitglied der Sächsischen Akademie der Künste (Klasse: Bildende Künste).

RECHT

Mathias Tretter und Prof. Dr. Oliver Lepsius

❚  Freitag 25.11., 17:30-19:00, Große Aula(E 120)

Das Schmähgedicht von Jan Böhmermann gegen den türkischen Regierungschef Reciyp Tayip Erdogan hat nicht nur hohe Wellen im politischen und gesellschaftlichen Diskurs in Deutschland und auch über die Grenzen hinaus geschlagen. Ob es denn nun wirklich satirisch ist und unter die Kunstfreiheit fällt oder eine Beleidigung für den Staatschef?

Nicht erst seit dieser Auseinandersetzung stellt sich die juristische Frage, wann Humor strafbar und damit vor Gericht belangbar ist. Denn den Humor zu verbieten, kann schnell zur Zensur führen und so die humoristische Kritik von Kunstschaffenden unterbinden. Gleichzeitig muss ein künstlerischer Anspruch erkennbar sein, um wahllosen Beleidigungen, die sich nur vermeintlich in dem Humor-Deckmantel kleiden, entgegen zu wirken. Die feine Linie, die sich zwischen dem Humor und dem Strafgesetz zieht, untersuchen der Kabarettist Matthias Tretter und der Rechtswissenschaftler Prof. Dr. Oliver Lepsius in diesem Panel.

Moderation: Friedrich Vollhardt

Nach dem Abitur studierte Mathias Tretter Anglistik und Germanistik in Würzburg, Edinburgh und Heidelberg. In der Pflegebrigade des Arbeiter-Samariter-Bundes (15 Monate Zivildienst) entstanden erste kabarettistische Texte. Während des Studiums folgten erste Auftritte bei der Würzburger Comedy-Lounge im Theater Chambinzky. Seit dem Abschluss seines Germanistik-Studiums widmet sich Tretter ganz dem Kabarett. Zwischendurch gab er an der Dolmetscherschule in Würzburg Abendkurse, war Mitherausgeber des Literaturmagazins FISCH und arbeitete als freier Literaturkritiker (u. a. für die Schweizer SonntagsZeitung und das Titel-Magazin für Literatur und mehr, Karlsruhe).

Oliver Lepsius legte sein Abitur in Weinheim ab und leistete danach seinen Wehrdienst ab. Anschließend studierte er Rechtswissenschaften an der Universität Bonn und wechselte später an die Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU). Er legte in München beide Staatsexamen ab und wurde 1993 mit einer Arbeit zum Thema “Die gegensatzaufhebende Begriffsbildung. Methodenentwicklungen in der Weimarer Republik und ihr Verhältnis zur Ideologisierung der Rechtswissenschaft im Nationalsozialismus” promoviert. 2000 folgte an derselben Universität die Habilitation zum Thema Besitz und Sachherrschaft im öffentlichen Recht. Danach wechselte er an die Juristische Fakultät der Universität Heidelberg. Lepsius lehrte von 2002 bis 2017 Öffentliches Recht und allgemeine und vergleichende Staatslehre an der Universität Bayreuth. Im Sommer 2017 folgte er einem Ruf auf einen Lehrstuhl für Öffentliches Recht an der Rechtswissenschaftlichen Fakultät der Universität Münster. Lepsius beschäftigt sich mit Fragen des aktuellen deutschen Staats- und Verwaltungsrechts ebenso wie mit historischen Grundlagen und philosophischen und vergleichenden Fragen des Öffentlichen Rechts. Lepsius war Nachfolger auf dem Lehrstuhl von Peter Häberle in Bayreuth, des Doktorvaters von Karl-Theodor zu Guttenberg. Er äußerte sich sehr deutlich in der Diskussion über Guttenbergs Dissertation. Er ist Mitherausgeber des Taschenbuches Inszenierung als Beruf. Der Fall Guttenberg, welches den Fall von zu Guttenberg interdisziplinär in Form von Essays analysiert.

SAMSTAG 26. NOVEMBER / AUDITORIUM MAXIMUM

Gesellschaft

Gerhard Polt und Jürgen Kaube

❚  Samstag 26.11., 13:00-14:30, Auditorium Maximum (A 030)

Ist der Humor so alt wie die Menschheit selbst? Lachen gehört zum Menschen und ohne Menschen gibt es kein Lachen – außerdem ist geteilte Freude ja bekanntlich gleich doppelte Freude. Was passiert allerdings, wenn der Gesellschaft durch den Humor der Spiegel vor das Gesicht gehalten wird. Vergeht einem da das Lachen? Den strukturellen Wandel in unserer Gesellschaft zu erfassen, verarbeiten und so auch dem Publikum humoristisch-kritisch aufzuzeigen, ist das, was den Humor im Kabarett ausmacht. Wie die Gesellschaft auf Humor reagiert und wie sie im Gegenzug humoristisch beschrieben werden kann, ist eine der drängendsten Fragen, denen sich ein Kabarettist stellen muss.
Der Kabarettist Gerhard Polt, dem wie kein Zweiter die humoristische Darstellung unserer Gesellschaft gelingt und Jürgen Kaube, der nicht nur Philosoph und Germanist, sondern auch Soziologe ist, sprechen über diese Zusammenhänge.

Moderation: Reinhard G. Wittmann

Gerhard Polt wuchs überwiegend in München, seit 1957 in der Amalienstraße der Maxvorstadt auf. Dieser Straße widmete er Jahre später sein erstes Hörspiel “Als wenn man ein Dachs wär’ in seinem Bau”. Auf das Abitur folgte das Studium der Politikwissenschaft an der Hochschule für Politik München und Geschichte an der Ludwig-Maximilians-Universität München, anschließend das Studium der Skandinavistik und des Altgermanischen von 1962 bis 1968 in Göteborg. Polt spricht fließend Schwedisch und trat mit einem schwedischsprachigen Bühnenprogramm u. a. vor König Carl XVI. Gustaf auf. Er ist einer der 28 Erstunterzeichner des „Offenen Briefs an Kanzler Olaf Scholz“ vom 29. April 2022 in der Zeitschrift Emma, der sich gegen die Lieferung schwerer Waffen an die Ukraine aus Sorge vor einem Dritten Weltkrieg im Kontext des Russischen Überfalls auf die Ukraine 2022 ausspricht.

Kaube erlangte sein Abitur an der Darmstädter Justus-Liebig-Schule. Ab 1983 studierte er an der FU Berlin zunächst sechs Semester Philosophie, Germanistik und Kunstgeschichte. Anschließend wechselte Kaube zu den Wirtschaftswissenschaften und schloss als Diplom-Volkswirt ab. Zwei Semester lang war er als Hochschulassistent für Soziologie am Lehrstuhl für Allgemeine Soziologie der Universität Bielefeld tätig. Als seinen „soziologischen Lehrer“ bezeichnet er Niklas Luhmann. Seit 1992 schrieb Kaube regelmäßig für das Feuilleton der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Am 9. Dezember 2014 berief ihn der Aufsichtsrat der FAZ zum 1. Januar 2015 in den Herausgeberkreis der Zeitung, als Nachfolger des im Juni 2014 verstorbenen Frank Schirrmacher. Er ist wie dieser für das Feuilleton zuständig.

EMPIRISCHE ÄSTHETIK

Martin Sonneborn und PD Dr. Katja Mellmann

❚  Samstag 26.11., 15:00-16:30, Auditorium Maximum (A 030)

Warum lachen wir überhaupt? Über die Jahrhunderte änderte sich der Humor bzw. das humoristische Empfinden ständig. Deshalb verstehen wir den Humor aus vergangenen Epochen nicht zwangsläufig und finden ihn nicht unbedingt lustig. Schon ein Rückblick in die humoristischen Produktionen der letzten Jahrzehnte kann eher Befremdlichkeit statt einem Lachen hervorrufen. Der Humor ist als kulturelles Gut immer vom gesellschaftlichen Wandel betroffen. Ist Humor trotzdem konservierbar oder nutzt er sich über die Jahre ab und muss ständig neu erfunden werden? Das ist eine ganz grundlegende Frage, der sich die Germanistin Dr. Katja Mellmann und der Satiriker Martin Sonneborn (MdEP) in diesem Panel annehmen wollen.

Moderation: Frieder von Ammon

Martin Sonneborn besuchte die Ursulaschule, ein katholisches Privatgymnasium in Osnabrück, an der er sein Abitur ablegte. Nach dem Grundwehrdienst 1990 und dem Abschluss einer Ausbildung als Versicherungskaufmann in Osnabrück studierte er Publizistik, Germanistik und Politikwissenschaft in Münster, Wien und Berlin. Seine Magisterarbeit schrieb er über das Satiremagazin Titanic und „die absolute Wirkungslosigkeit moderner Satire“. 1995 machte er ein Praktikum beim Satiremagazin Eulenspiegel und arbeitete anschließend als Redakteur bei der Konkurrenzzeitschrift Titanic, deren Chefredakteur er 2000 wurde. Diese Stellung gab er im Oktober 2005 an seinen Redaktionskollegen Thomas Gsella ab. Von 2006 bis 2016 war Sonneborn verantwortlicher Redakteur der Satire-Rubrik „Spam“ auf Spiegel Online bis zu deren Einstellung.

Katja Mellmann studierte Neuere deutsche Literatur, Germanistische Linguistik und Romanistik an der Ludwig-Maximilians-Universität München. Sowohl die Promotion (2005) als auch die Habilitation (2014) legte sie in München ab. Zwischenzeitlich war sie als Gastwissenschaftlerin an der Ohio Stat University im “Project Narrative” tätig. Nach Professurvertretungen in Bielefeld und Bochum ist sie seit 2020 am Max-Planck-Institut für empirische Ästhetik in Frankfurt am Main wissenschaftlich tätig.

Film​

Leander Haußmann & Prof. Dr. Josef Früchtl

❚  Samstag 26.11., 17:00-18:30, Auditorium Maximum (A 030)

Der Humor im bewegten Bild, also im Film, hat andere Voraussetzungen und eine unterschiedliche Wirkung im Vergleich mit anderen Kunstformen. So ist der Film mit Abstand das jüngste Medium, das wir in unserem Kongress untersuchen. Im 20. Jahrhundert entwickelte sich der Film mit bekannten Größen wie Charlie Chaplin, Laurel und Hardy, Karl Valentin oder den Marx Brothers (von denen unser Logo inspiriert ist) zu dem Medium der Moderne, das Humor einfängt und an das Publikum transportiert. Das Genre Humor differenzierte sich im Film über die Jahrzehnte immer weiter aus. Hinzu kamen auch die technischen Neuerungen, die mittlerweile animierte Filme und so auch neue Ausdrucksformen ermöglichen. Dabei unterscheiden sich die Inhalte ebenso wie die Regie und Produktion, um einen humorvollen Film zu entwickeln. Wann ist ein Film lustig? Der Filmwissenschaftler Prof. Dr. Josef Früchtl diskutiert u.a. diese Frage mit dem Regisseur und Theaterintendanten Leander Haußmann.

Moderation: Julia Weigl

Haußmann wurde 1959 als Sohn des Schauspielers Ezard Haußmann und der Kostümbildnerin Doris Haußmann in Quedlinburg geboren und wuchs im Ortsteil Hirschgarten in Ostberlin auf. Er machte zunächst eine Druckerlehre und leistete anschließend, ab 1980, seinen 18-monatigen Wehrdienst als Matrose bei der NVA ab. Von 1982 bis 1986 besuchte Haußmann dann die Schauspielschule Ernst Busch in Ostberlin. Anschließend übte Haußmann seinen Beruf an mehreren Theatern der DDR aus und war von 1986 bis 1988 am Stadttheater Gera und 1988/89 am Landestheater Parchim tätig. 1987 verkörperte er in Gräfin Cosel, einem Teil der Trilogie Sachsens Glanz und Preußens Gloria, den Pagen Brühl, eine Rolle, die in den vorangegangenen Teilen, welche aber zeitlich danach spielen, von seinem Vater verkörpert wurde. 1990 bis 1995 war er Regisseur am Deutschen Nationaltheater Weimar. Sein Durchbruch als Regisseur gelang ihm mit dem Film Sonnenallee (1999), welcher für den Deutschen Filmpreis 2000 in der Kategorie “Bester Film” nominiert wurde. 2011 erschien Haußmanns Film “Hotel Lux”, in dem unter anderem Michael Herbig, Jürgen Vogel, Sebastian Blomberg und Thekla Reuten zu sehen sind. Der Film basiert auf einem Drehbuchentwurf von Uwe Timm. 2017 kam die Verfilmung des Bestsellers Das Pubertier von Jan Weiler in die Kinos. In diesem Zusammenhang kündigte Haußmann auch seinen vorübergehenden Rückzug vom Theater an. Ende 2018 hatte sein Theaterstück Staatssicherheitstheater an der Berliner Volksbühne Premiere.

Prof. Dr. Josef Früchtl studierte ab Mitte der 70er Jahre in Frankfurt am Main. Die Promotion erfolgte im Jahr 1986 mit einer Arbeit über Mimesis – Konstellation eines zentralen Begriffs bei Adorno. Danach reiste er als Forschungsstipendiat der Alexander von Humboldt-Stiftung für zwei Jahre nach Italien (Pisa, Rom, Neapel). Das Habilitationsverfahren fand 1994/95 mit einer Arbeit über Ästhetische Erfahrung und moralisches Urteil statt. Kurz darauf im Frühjahr 1996 wurde er zum Professor für Philosophie mit dem Schwerpunkt Ästhetik und Kulturtheorie an der Universität Münster ernannt. Es folgte der Ruf an die Universität Amsterdam im Jahr 2005. 2013 erschien seine Studie zum Film in Fink-Verlag: Vertrauen in die Welt. Eine Philosophie des Films (English edition with Routledge in 2018: Trust in the World. A Philosophy of Film). Im Jahr 2020 wurde Josef Früchtl emeritiert.

ZWISCHENBILANZ und Vorschau auf das Symposion 2023

Bruno Jonas und Friedrich Vollhardt
Moderation: Rebecca Thoss

❚  Samstag 26.11., 18:30, Auditorium Maximum (A 030)

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